Lehre als Tischlerin
Erst die Realschule, dann das Abitur an den Technischen Schulen in Steinfurt, da schien doch Lena Mundt nur noch das richtig Studium zu fehlen. Doch stattdessen bewarb sich die junge Frau um eine Ausbildung zur Tischlerin. Und sie hat ihre Entscheidung bislang nicht bereut.
Werkbank statt Hörsaal. Eine auf den ersten Blick seltsame Entscheidung. Doch sie macht Sinn, meint Lena Mundt, wenn man seine Berufs-Biografie als Gesamtkunstwerk definiert. „Da lernt man etwas, das man im Leben immer gebrauchen kann“, sagt das Lehrmädchen der unserer Tischlerei und wischt Bedenken mit einer abwinkenden Handbewegung vom Tisch, „was ich später damit mache, weiß ich jetzt noch gar nicht.“
An Fantasie und Talent mangelt es der leidenschaftlichen Reiterin, die ihre langen blonden Haare bei der Arbeit zu einem strammen Zopf bindet, nun überhaupt nicht. Berufsfeuerwehr, Innen-Architektin oder Berufsschullehrerin: Beim Thema berufliche Zukunft fallen bei der 22jährigen die Stichworte wie Holzspäne an der Säge. Die Ausbildung im Handwerk versteht sie als Startrampe für eine spannende berufliche Zukunft. „Ich finde, meine Lehre ist eine gute Grundlage für Vieles“, sagt sie mit einem gewinnenden Lächeln, „da will und muss ich mich jetzt nicht einschränken.“
In ihrer Familie haben alle die Entscheidung positiv aufgenommen. „Mein Vater hat auch schon das Handwerk gelernt und ist heute in der Baubranche selbstständig unterwegs“, berichtet Lena und fügt an, dass ihr Opa sogar Holzhändler von Beruf war. Da bekam sie als kleines Mädchen schon viel mit. Bei einem Praktikum in der Tischlerei Schöpker erlebte sie als Schülerin hautnah, dass ihr das „Holz-Gen“ wohl vererbt wurde: „Ich arbeite gerne mit den Händen, liebe das Material und will am Ende des Tages sehen, was ich geschafft habe.“
All das bietet ihr der Beruf. Die sportliche junge Frau kommt mit den körperlichen Belastungen in Werkstatt und Montage gut klar. Wenn etwas zu schwer erscheint, packen die Kollegen mit an. „Ich reite gerne und habe einen Hund, mit dem ich auch viel draußen bin“, legt sie ein gewisses Maß an Robustheit mit in ihre persönliche Waagschale. Auch der manchmal raue Unterton in der naturgemäß recht männerlastigen Umgebung stört sie nicht: „Bei vielen Themen halte ich mich raus, weil ich meine Freizeit nun mal anders verbringe als viele meiner Arbeitskollegen.“
Ansonsten ist Lena Mundt voll des Lobes, was die Arbeits-Atmosphäre in dem familiengeführten Betrieb angeht. Besonders gut findet sie, dass die Lehrlinge einen festen Ansprechpartner haben, der sie betreut. Jede Woche gibt es zudem Zusammenkünfte, bei denen Projekte und mögliche Probleme offen besprochen werden. Und es gefällt ihr, früh Verantwortung übernehmen zu dürfen: Demnächst begleitet sie zwei Gesellen zu Tischlerarbeiten in einem Hotel auf Norderney.
„Schon in der ersten Woche habe ich ein Regal getischlert“, erinnert sie sich an ihren Start in die Lehre. Das hängt jetzt im Büro von Gerrit Hölscher, der für die Lehrlinge bei Schöpker derzeit zuständig ist. „Ist ein ganz einfaches Ding, aber dass es bei ihm im Büro hängt, hat mich voll gefreut“, sagt Lena. Auch ansonsten durchleben die Lehrlinge meist alle Projektphasen von der Planung bis zur Montage. Ganz ihr Ding. Und wenn es nach ihr geht, wird sie die dreijährige Lehrzeit auch nutzen, um ihr Traum-Möbel zu tischlern: Einen ordentlichen Sattelschrank für den Reitstall. In dieser Hinsicht hat Lena bei der Berufswahl wohl aufs richtige Pferd gesetzt.